Kaufbeurer Engele
Diese sehr alte Tradition am Abend des ersten Advents ist weltweit einmalig in Kaufbeuren und wird von der Aktionsgemeinschaft für die Kinder mit Freude fortgeführt.
Sonntag, 01. Dezember 2024 um 17:30
am Weihnachtsmarkt Kaufbeuren
In Kaufbeuren bringt das Engele den Kindern am ersten Advents kleine Geschenke. Wie in manchen Familien üblich lässt es die feinen Gaben in einem Korb vom Fenster herunter. Aus den Erinnerungen der Kaufbeurerin Wilhelmine Jäger (1904-1991):
"Am 1. Advent kehrte in den evangelischen Häusern das Engele ein und bereitete uns Kindern besonders große Freude.
Einen Korb im Treppenhaus herunterzulassen, war nur in großen Häusern mit langen Gängen möglich (z.B. Mann & Lingg).
Bei den einfacheren Bürgerhäusern spielte es sich etwas anders ab. Gegen Abend sangen wir "Macht hoch die Tür ---" usw.
Inzwischen stellten die Eltern ein Körble für die Kinder im Garten auf mit einem Lichtle. Wir drückten uns am Fenster fast die Nase platt, bis endlich das Lichtle anging. Dann wurden die Kinderaugen merklich größer, und alles rief begeistert und freudig "oooh". Nun liefen wir hinaus, nachdem wir kaum noch schnaufen konnten und fanden unser Körble mit Leible, manchmal mit Farben oder sogar mit einem Schoklädle gefüllt. Alle, die vorbeikamen, auch Fremde, und die Lichtle sahen - besonders an einem trüben Tag - waren ganz gerührt und riefen "oooh".
Das Fest war halt besonders innig und die Lichtle besonders schön. Nikolaus gab's bei uns Evangelischen natürlich nicht. Danach gingen wir ins Haus zurück und zündeten die erste Kerze am Adventskranz an und sangen. Von Advent ab wurden mit der Mutter jeden Abend die schönen Weihnachtslieder gesungen und Weihnachtshandarbeiten gemacht. Kam der Vater am Abend in die Stube, so konnte er oft sagen "ah, jetzt singt mir eins". Da das Engele so schön war, wurde der Brauch von manchen Katholischen nachgeahmt.
Kaufbeurer, die in die Fremde zogen, nahmen den Brauch oft mit. Das Engele ist heute noch bei alten Kaufbeurer Familien üblich! Oft freuten sich die Kinder aufs Engele mehr, als auf Weihnachten, denn da gab es eben schon zu viel."